Kommen wir jetzt zu den Zuständen im einzelnen, was ein Buch so alles haben bzw. wie es aussehen kann. Zuerst die beiden Sonderfälle:

- Neu
Ein neues Buch kommt frisch aus dem Laden, ist ungelesen und weist keinerlei Mängel auf. Also keine Knicke, Knitter, Kratzer, Risse, Flecken etc. Schnitte und Seiten sind sauber, der Seitenblock kompakt und blättert oder wölbt sich nirgends auf. Hardcover sind oft eingeschweißt.
Wenn ihr ein Buch als neu anbietet, muß es alle diese Kriterien erfüllen!

 

- Neuwertig, wie neu
Diese Beschreibung ist gerade bei Büchern mit Vorsicht zu genießen. Sie impliziert, dass das Buch zwar nicht mehr neu ist, aber so aussieht, als wäre das der Fall. Neuwertig können z.B. Bücher sein, die zwar ungelesen sind und keine Mängel haben, aber schon seit Monaten im Regal stehen. Oder die zwar gelesen sind, aber trotzdem ausschauen wie neu. (Respekt, wer das schafft!)  Wenn man sich nicht absolut sicher ist, sollte man diese Bezeichnung lieber vermeiden, denn der Tauschpartner erwartet hier zu recht ein Buch, dass sich optisch nicht von einem neuen unterscheidet.

Bei den Buchbeschreibungen geht es darum, dass man jeden Punkt, in dem sich ein gebrauchtes Buch von einem neuen unterscheidet, so objektiv und genau wie möglich auflistet - und damit sind wir endlich bei der Mängelliste gelandet.

In welcher Reihenfolge man dabei vorgeht, ist jedem selbst überlassen, ich arbeite mich meistens von außen nach innen. Schauen wir uns also mal das Cover (= der äußere Umschlag) näher an:

- Kratzer
Diese können so leicht sein, dass sie einem nur in einem bestimmten Blickwinkel auffallen (ganz leicht, kaum sichtbar), die mittlere Stärke sieht man sofort (von leicht bis deutlich) und die wirklich üblen gehen so tief, dass die unter der Farbe liegende, weiße Pappe durchscheint (tief mit Farbabrieb). Es sollte auch erwähnt werden, wie viele es in etwa sind und wo sie sich befinden (vorne stört’s mehr als hinten).

 

- Dellen
Sie entstehen, wenn das Cover von einem stumpfen Gegenstand eingedrückt wird. Angegeben werden sollte die ungefähre Größe, die Position (vorne, hinten oder Rücken) und die Tiefe der Delle(n).

 

- Bestoßene Ecken und Kanten
Das lässt sich bei gebrauchten Büchern kaum vermeiden, selbst beim gepolsterten Transport können solche Stubser entstehen. Deshalb schreibe ich fast überall standardmäßig ‚Ecken und Kanten ganz leicht angestubst’  mit dazu, damit ist man auf der sicheren Seite.


Fällt der Stubser heftiger aus, spricht man von be- oder angestoßen. Damit Hand in Hand gehen oft Knicke an den Ecken.

 

- Knicke
Was das ist, weiß wohl jeder. Knicke können sich überall auf dem Cover befinden, nicht nur an den Ecken. Geht ein Knick über Eck durch die gesamte Dicke der Pappe hindurch, hat man ein Eselsohr.

 

- Der Knick, der keiner ist
Den gibt's tatsächlich: Neuerdings werden dicke Taschenbücher und Softcover von einigen Verlagen gerne mit einer Entlastungsfalz (keine Ahnung, wie man das Ding wirklich nennt) versehen. Dabei handelt es sich um einen durchgehenden 'Knick' auf dem Cover vorne, parallel zum linken Rand. Durch diese 'Sollknickstelle' werden Leserillen im Buchrücken vermieden.
Selbstverständlich ist das kein Mangel, es schadet aber nicht, es trotzdem zu erwähnen, denn viele wissen das nicht.

 

- Leseknicke
Werden auch als Leserillen bezeichnet und befinden sich im Buchrücken. Sie entstehen, wenn man das Buch beim Lesen zu weit aufklappt, es aufgeschlagen mit den Seiten nach unten ablegt etc. Bei manchen Büchern, besonders bei ganz dicken, sind Leseknicke nur schwierig zu vermeiden.
Ob Leseknicke entstehen oder nicht, liegt auch sehr stark an der Leimung und der Qualität, mit der das Buch verarbeitet wurde. Mache Bücher kann man zehnmal lesen und es passiert ihnen nichts, bei anderen reicht bereits ein vorsichtiges Aufklappen, und der Knick ist drinne. Meiner Erfahrung nach sind Bücher aus dem Piper-Verlag besonders Leseknickanfällig.
 

Leseknicke mit Farbabrieb sehen so aus:

 

- Farbabrieb
Wie der Name schon sagt, wenn auf dem Cover (vorzugsweise an den Ecken und Kanten) die Farbe so sehr abgewetzt ist, dass die weiße Pappe durchkommt.

 

- Falten im Rücken
Der Rücken ist glatt, aber an einem Ende befindet sich so eine Art hervorstehendes 'Narbengewebe'. Ich würde sagen, diese Falten entstehen bereits bei der Herstellung des Buches. Kann man zwar selber nichts dafür, angeben sollte man diese Dinger aber trotzdem. (Danke @Laren für Foto und Beitrag!)

 

- Farbausriß
Wenn von der farbigen Deckschicht ein Stück abgerissen, die darunterliegende Pappe aber noch vorhanden ist.

 

- Ablösungen
Bei vielen Büchern befindet sich über der farbigen Deckschicht noch eine dünne, durchsichtige Folie. Normalerweise fällt sie nicht weiter auf - bis zu dem Moment, an dem sie beginnt, sich an den Kanten oder Ecken abzulösen. (Danke @Buecherleserle für diesen Beitrag!)

Noch ein Exemplar (danke @IBorg für's Foto!):

 

- Rund/Schiefgelesen
Dabei wölbt sich der Buchrücken nach innen (rundgelesen). Oft geht das Hand in Hand mit Leseknicken, muß aber nicht sein. 

 In schlimmeren Fällen bekommt das Buch dann zusätzlich noch eine allgemeine 'Schieflage'. Dabei geht die kompakte, rechteckige Form verloren und die Längskanten verschieben sich seitlich. Man könnte auch sagen, das Buch verliert seine Fassung und 'rutscht' in die Breite. Ich habe erst vorgestern so ein wunderschönes Exemplar reinbekommen:

 

- Knitter
Entstehen gerne an den Schutzumschlägen von Hardcovers. Man kann so etwas auch als Randläsionen bezeichnen. Tip Am Rande: Beim Lesen eines HCs entferne ich immer den Schutzumschlag, dann passiert ihm auch nichts.

 

- Risse
Dürften auch bekannt sein. Wer's noch ganz genau wissen will, Risse lassen sich unterscheiden in 

Einrisse und      Abrisse
     
 

 

 

- sich aufblätternder oder aufwölbender Deckel
Damit ist gemeint, daß bei einem liegenden Buch der Coverdeckel nicht mehr am Seitenblock anliegt, sondern aufsteht oder sich an einer oder mehreren Stellen aufwölbt.  

Deckel blättert sich auf   Deckel wölbt sich vorne an der unteren rechten Ecke auf
     
 

 

 

- Aufkleberreste
Wenn sich ein Preisschild als so renitent erweist, daß es sich nicht restlos entfernen läßt und ein paar klebende Rückstände hinterläßt.
 

Soweit das Äußere eines Buches, weiter geht es mit den Schnitten und den Seiten.


 


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